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Seite 5 - Ich Jan Argus
 
Ich bemerkte nicht, wie Tomson’s Augen aufgingen, aber er ließ es sich auch nicht anmerken und lag kurz einfach nur so da. Dann packte er plötzlich mein Hemd und zog mich in seine Augenhöhe. Ich erschrak fürchterlich und stammelte vor mich hin. Er blickte mir weit in die Augen, wie ein Raubtier.
Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht und einen grimmigen Ausdruck auf seinem.
„Was soll das werden Junge?“ sagte er ganz ernst, was mich natürlich total einschüchterte. Wieder bekam ich nur Gestammel von mir: „Ich... ich..ich wollte doch........ich ...“
Er stieß mich weg, als sei ich nur Dreck und wie ein kleiner dummer Junge. Ich stolperte ein paar Schritte zurück und fiel hin. Dabei rutschte mir das Handy aus der Hand und schlitterte über den Boden. Dummerweise direkt in seine Richtung! Eine automatische Reaktion meines Körpers ließ mich aufstehen.
„Ich müsste es eigentlich sein, der hier die Fragen stellt.“, kam unüberlegt aus mir heraus. Es war die Empörung die aus mir sprach, doch sofort von der Angst wieder überdeckt wurde. Ich hasste Situationen in denen man nicht vorhersehen kann was ungefähr passiert. Zwei Gefühle herrschten in mir. Einmal die Angst vor Konsequenzen auf das unerlaubte Schauen seines Handy, wobei es wahrscheinlich um mehr ging als nur die Privatsphäre. Und andererseits gab es diese schwer beschreibliche Gefühl, welches aus Neugier, Hass, Empörung und Ungewissheit bestand.
„Ich habe ein Recht zu erfahren was hier vor sich geht.“
Wurde die Angst in mir besiegt oder hat sich der Überlebenssinn eingeschaltet und versucht einzuschüchtern? Ich wusste es nicht, doch es kam eine Antwort.
„Du hast hier eigentlich überhaupt keine Rechte. Mir gegenüber nicht und du bist im Feindesland, also wird dir die Polizei garantiert auch kein Recht sprechen. Dennoch solltest du langsam wissen was hier los ist, das ist schon richtig. Ich kann dir aber nicht alles erzählen.
Was hast du gelesen auf meinem Handy?“ Seine Stimme klang stark verändert, als ob ein anderer es wäre, der mir eine Lehre erteilt. Es war ganz sicher nicht mehr der, der vor einigen Sunden noch zielstrebig und zielsicher mit Vollgas über die Straßen bretterte.
„Warum können sie mir nicht alles erzählen? Wir haben so viel durchgemacht!“ Wieder war ich verunsichert, eine Frage musste ich ihm noch beantworten. Ich zögerte.
„ Du bist noch nicht so weit.“
„ Das ist wie in einem schlechten Film, Tomson. Was wollen sie mit mir machen?“
Da ich ihm seine Frage nicht beantwortet hatte schaute er selbst auf das Display und las. Das war der Moment, wo mir klar wurde warum er nicht schon vorher sich vergewissert hatte, was denn so wichtig war. Er hatte die Situation als so wichtig empfunden, dass er mich wie ein Gangster nicht aus den Augen gelassen hatte, so beugte er eine mögliche Bedrohung vor. War ich eine Bedrohung?
„ Diese Idioten!“ beantwortete er die Kurzmitteilung leise. „ Ich hoffe nicht, dass ich dich töten muss. Führ dich nicht so auf. Die Nachricht und die dazu gehörigen Informationen, die du gerade gelesen hast, wären einigen Präsidenten Millionen wert. Verstehst du nun, warum ich dir nichts sagen kann?“
Ich schwieg. In meinem Kopf brummte es stark, als ob ich mit dem Gesagten etwas anfangen könne. Auf einmal widerfuhr es mich wie ein Blitz. Es war wirklich wie in einem schlechten Film. Es wurde immer deutlicher. Alles was diese Nacht passiert war. Die Erkenntnis ließ meine Angst, die eigentlich der Neugier gewichen war, wieder aufsteigen. Mir wurde klar, dass er es war, der alle ermordet hatte. Er war es. Alle sind sie durch seine Hand gestorben.
„ Du ..... du Mörder.“ ich sagte es ihm voller Entsetzen ins Gesicht.
„ Du weißt schon zu viel. Zu viel für diesen Moment.“
Eine entscheidende Frage bildete sich langsam in meinem Kopf zusammen. Ich sprach sie aus.
„ Warum gerade ich? Warum habe gerade ich überlebt? Warum wurde ich von dir gerettet?“
„ Ich habe es erst spät erkannt. Zum Glück nicht zu spät, sonst wärst du genauso tot wie die anderen. Die ganze Aktion war schon vor Begin zum Scheitern verurteilt. Mein Auftrag musste schief gehen. Der schlimme Teil war, keiner durfte mich wiedererkennen, identifizieren, in Erinnerung behalten oder überleben. Meine Identität darf nicht preisgegeben werden. Ein Augenzeuge würde mir ein Dutzend Spione auf den Hals hetzen und mich zur Strecke bringen.“
Er legte ein kurze Pause ein. „ Dein Talent hat dir dein Leben gerettet.“
Mein Talent? Was meinte er damit?
„Vielleicht hast du es nicht gemerkt, aber als du im Lüftungsschacht warst, kein anderer hätte irgendwelche Stimmen hören können, welche irgendeine Bedeutung hätten.“
„Woher willst du das wissen?“
„ Du hattest ein Mikro dabei und ich saß im Kontrollraum. Ich habe es auf die höchste Frequenz gestellt, doch es war nichts zu hören. Daraufhin habe ich die Initiative ergriffen und dich gerettet.“
„Aber wie hättest du mich getötet, wenn du das nicht herausgefunden hättest?“
„Ich wollte dir einfach eine Handgranate hinterher werfen.“
Es wurde wieder stumm. Ich konnte mir diese riesigen Ausmaße immer noch nicht richtig vorstellen. Er sagte, viele Staaten seien an seinem Tod interessiert, aber warum? Von welchen Talenten spricht er? In Millisekunden soll er angeblich entschieden haben, dass ich es wert wäre gerettet zu werden, nur weil ich ein bisschen besser höre als andere? Da steckte mehr dahinter ich spürte es!
Er brach das Schweigen und sagte: „ Ich werde dich nicht töten müssen. Das Risiko hat sich nicht sonderlich vergrößert.“
„Ja, ja“ antwortete ich geistesabwesend, denn wenn nicht, wäre ich schon längst tot.
Keiner wusste, was nun zu tun war und keiner ergriff die Initiative etwas vorzuschlagen oder zu machen. Ich wollte Tomson nicht mit Fragen überschütten, dessen Antworten mir nicht weiter helfen konnten, vor allem, weil ich nicht wusste, wie wir zueinander standen. Er schaute nicht mehr zu mir, sondern hatte eine nachdenkliche Geste aufgelegt und seine Hände ineinander geschränkt. Langsam bemerkte ich, wie die Kälte durch die zahlreichen Ritzen kroch.
„ Wir gehen weiter.“ Sprach Tomson nach seinen Überlegungen. Daraufhin kamen von draußen schon die Geräusche eines heranfahrenden Autos.
„ Den Wagen da draußen hast du nicht zufällig bestellt oder so?“ fragte ich.
„ Nein, das dürfte der feindliche Geheimdienst sein. Komm weg hier.“ Schon stand er auf, drehte sich um und öffnete das Fenster an der Rückseite der Hütte. Das Fensterbrett knarrte unter seinem Gewicht. Von draußen gab er mir zu verstehen ihm zu folgen. Hatte er schon einen Plan? Draußen angekommen durchfuhr mich schlagartig die Kälte. Die Motorengeräusche hinter uns wurden lauter, doch noch schienen wir Vorsprung zu haben. Wir überquerten ein dreckiges unbepflanztes Feld. Bei jedem Schritt wurde die zurückweichende Erde unangenehmer. Am Ende des Feldes kam eine Straße, doch die Hoffnung ein Auto dort anzutreffen verflüchtigte sich, als klar wurde, dass es eine dieser Straßen war, die einmal in 10 Jahren befahren wurde. Ich hing schon ein bisschen zurück. Die benötigte Konzentration ließ auf sich warten. Außerdem ging es nun bergauf, da Tomson in den Wald steuerte, vielleicht erhoffte er den Verfolger so abzuhängen. Ich hatte nicht bedacht, dass es im Wald so dunkel sein könne, auf dem Feld war ja noch der Mond da, doch hier war ich fast bild. Tomson lief 2 bis 3 Meter vor mir und ich musst höllisch aufpassen das der Abstand sich nicht vergrößerte. Das Tempo was er vorlegte war unmöglich mitzuhalten. Ständig schlugen mir Äste ins Gesicht und der Boden war übersät mit Stolperfallen. Insgesamt wurde ich immer langsamer. All die Kratzer und Schrammen, die der unebene Boden und die unzähligen Äste verursacht hatten, zählte ich schon nicht mehr. Unsere Aktion durch den Wald wurde für mich immer unsinniger
 
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© Philipp Burckhardt 2005,
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